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Projekttitel: "Dopamin und Präzisionsgewichtung von sozialen Signalen".
Projektteam: Dr. Bianca Schuster & Prof. Claus Lamm.
Institut/Arbeitsbereich: Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden.
Worum geht es im Projekt? Das Projekt soll erforschen, wie Menschen in sozialen Situationen verschiedene Informationsquellen gegeneinander abwägen und welche Rolle dabei die Gewissheit, die sie den einzelnen Informationen zuschreiben, spielt. Zudem wird untersucht, wie der Neurotransmitter Dopamin diese Abwägungsprozesse (engl. 'precision weighting') moduliert.
Warum ist dieses Projekt wichtig? Beeinträchtigungen der sozialen Interaktion sind bei Krankheiten mit Störungen des Dopamin-Stoffwechsels (z.B. Parkinson) häufig. Derzeit mangelt es jedoch an Grundlagenkenntnissen über die genauen neurochemischen Vorgänge im Gehirn, die das Sozialverhalten beeinflussen. Die Erkenntnisse aus dem vorliegenden Projekt werden in Zukunft der Entwicklung von neuen, verhaltensbasierten oder pharmakologischen Therapiemethoden zugutekommen.
Abstract: Soziale Signale können oft mehrdeutig oder widersprüchlich sein. Bayes'sche Inferenztheorien postulieren, dass Menschen, um genaue Vorhersagen über ihre Umgebung zu treffen, probabilistische Modelle der Welt erstellen, indem sie sensorische Evidenz mit ihren Top-down-Erwartungen über das, was sie wahrnehmen könnten (d.h. priors), integrieren. Entscheidend ist, dass die (sozialen) Akteure bei der Bildung von Erwartungen die relative Gewissheit berücksichtigen, die diesen sensorischen und vorherigen Schätzungen zugeschrieben wird - ein Prozess, der als 'precision weighting' bezeichnet wird. Der Neuromodulator Dopamin wird sowohl mit sozial-kognitiven Funktionen als auch mit dem 'precision weighting' nicht-sozialer Informationen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass Dopamin soziales Verhalten über dieselben Mechanismen wie nicht-soziale Prozesse modulieren könnte. In dem vorliegenden Projekt wird eine Kombination aus experimenteller Psychologie, Computational Modelling und Psychopharmakologie eingesetzt, um die spezifische Rolle von Dopamin bei sozialen 'precision weighting'-Prozessen zu untersuchen.
Erklärung in "Einfacher Sprache": Die Art und Weise, wie andere Menschen mit uns kommunizieren, kann oft uneindeutig oder widersprüchlich sein. Sogenannte Bayes’sche Inferenztheorien besagen, dass wir unsere bisherigen Erfahrungen nutzen, um das, was uns andere Menschen mitteilen wollen, möglichst genau einzuschätzen. Bisher ist allerdings unklar, wie genau wir das machen. Dabei spielt Dopamin, ein Botenstoff, den unser Gehirn verwendet, eine Rolle. Wir wollen untersuchen, welche Rolle genau das sein könnte. Konkret vermuten wir, dass es etwas damit zu tun hat, wie sehr wir unseren bisherigen Erfahrungen im Vergleich zu aktuellen Ereignissen vertrauen. Anders gesagt: wie viel Gewissheit oder Sicherheit wir ihnen zuschreiben, und inwiefern das durch Dopamin mitbestimmt wird und damit beeinflusst, wie gut wir andere verstehen können.