Christina Bauer forscht ...

22.05.2022

... zur Sichtweise auf Geflüchtete und mögliche negative Konsequenzen.

Vollständiger Projekttitel: "Wie gut gemeinte, aber stigmatisierende Sichtweisen auf Geflüchtete als 'schwache Opfer' unsere Hilfsversuche weniger hilfreich machen".

Projektteam/Partner*innen: Christina Bauer (Universität Wien), Greg Walton (Stanford University).

Institut/Arbeitsbereich: Institut für Arbeits-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie, Arbeitsbereich für Motivationspsychologie.

Worum geht es im Projekt? Geflüchtete werden oft auf das Bild "schwacher Opfer" reduziert. Unsere frühere Forschung zeigt, dass diese stigmatisierenden Narrative Geflüchteten schaden können. Aber woher kommen diese Narrative? Wer vertritt sie und wie wirken sie sich auf unser Verhalten gegenüber Geflüchteten aus?

Warum ist dieses Projekt wichtig? Viele Menschen wollen Geflüchteten helfen. Aber nicht jede gut gemeinte Hilfe ist auch hilfreich und nützlich. Wir zeigen, dass wohlmeinende Menschen häufig eine Sichtweise auf Geflüchtete haben, die sie daran hindert, Geflüchteten so zu helfen, dass sie ihre Stärken zeigen können.

Abstract: Stigmatisierende Narrative von Geflüchteten als "schwache, vulnerable Opfer" können Selbstvertrauen und Handlungsbereitschaft von Geflüchteten beeinträchtigen. Aber woher kommen diese Narrative? Wer vertritt sie und wie wirken sie sich auf das Verhalten der Mehrheitsgesellschaft aus? Wir zeigen, dass "schwache Opfer"-Narrative (im Gegensatz zu fremdenfeindlichen Narrativen) vor allem unter liberalen, wohlmeinenden Menschen verbreitet sind und – obwohl sie als vergleichsweise wenig problematisch gelten – zu negativen Verhaltensweisen führen können, die Geflüchtete daran hindern, ihre Stärken zu zeigen: Wenn Menschen dazu gebracht werden, Geflüchtete als schwache Opfer statt starke Individuen zu sehen, sind sie eher dazu bereit 1.) eine*n geflüchtete*n Schüler*in dazu zu ermutigen, eine anspruchsvolle Lernerfahrung abzubrechen, und 2.) Geld an eine entmündigende Organisation zu spenden, die dem Selbstvertrauen von Hilfsempfänger*innen schadet.

Erklärung in "Einfacher Sprache": Viele Menschen wollen Geflüchteten helfen. Wir zeigen, dass gerade diese hilfsbereiten Menschen Geflüchtete oft als "schwache, verletzliche Opfer" sehen. Und nicht als starke Individuen. Auch wenn gut gemeint, kann so eine Sichtweise negative Konsequenzen für Geflüchtete haben. Sie kann uns dazu veranlassen, in einer Weise mit Geflüchteten zu interagieren, die Geflüchtete daran hindert, ihre Stärken zeigen zu können.

Portrait Christina Bauer